Aktualisiert am 03.09.2022

Kaum ein anderer Nationalpark ist so berühmt und bekannt, wie die Serengeti in Tansania. Der deutsche Zoodirektor und Tierfilmer Professor Bernhard Grzimek hat die ostafrikanische Landschaft und Tierwelt in den 50er Jahren in seiner Fernsehsendung nach Deutschland zu uns ins heimische Wohnzimmer gebracht. Bis heute geht von ihr ein ungebrochener Zauber aus.

Die Serengeti – ein Traum wird wahr

Das Gebiet der Serengeti mit den eigenen Augen zu sehen und mit allen Sinnen zu erleben, steht bei vielen Naturliebhabern und Tierfotografen auf der absoluten „Bucket List“, vor allem zur großen Tierwanderung. Diesen Traum habe ich mir endlich erfüllt und nun nehme ich dich mit in die Weite der Serengeti.

Der 14.763 qm riesige Serengeti Nationalpark bildet das Kernstück zwischen der nördlich angrenzenden Maasai Mara in Kenia und dem Ngorongoro Schutzgebiet im Süden. Wer mit dem Geländewagen in die Serengeti reist, der fährt automatisch durch das Ngorongoro Schutzgebiet. Das einzigartige an diesem Ökosystem ist, dass es zwischen den Reservaten und Schutzgebieten auch Länder übergreifend keine Zäune gibt und die Tiere frei wandern können. Das ist nicht selbstverständlich und es wird stetig daran gearbeitet, damit der Schutz der Tiere und der Region aufrecht gehalten wird.

Serengeti – Land ohne Grenzen

Der mächtige Ngorongoro Krater mit seinem faszinierenden Mikrokosmos liegt hinter mir. Eine holprige Schotterstraße zeigt den Weg immer weiter gerade aus. Die hügelige Landschaft wird zu einer flachen Ebene, auf die in der Mittagszeit die Sonne unbarmherzig scheint. Vereinzelt sind ein paar stachelige Sträucher zu sehen, die vielleicht etwas Schatten spenden könnten. Links und rechts der Piste sehe ich kurzes Gras und endlose Weite. Die Schotterpiste ist der einzige Landweg in die Serengeti. Jeder, der in die Serengeti möchte, fährt durch diese Region, die so wichtig ist für die großen Tierherden. Im Februar und März eines jeden Jahres ist sie Geburtsstätte hunderttausender Gnu- und Zebrakälber. Der vulkanische Boden ist voller wichtiger Mineralien und dient als eine der wichtigsten Nahrungsquellen. Hier irgendwo im nirgendwo endet das Ngorongoro Schutzgebiet und die Serengeti beginnt. Kein Zaun trennt diese riesigen Gebiete. Das Ngorongoro Schutzgebiet, die Serengeti und die Maasai Mara in Kenia bilden ein riesiges wildes und weites Land, wo die Tiere ohne Grenzen ihren natürlichen Pfaden folgen können. Diese Größe der Fläche begreife ich erst hier vor Ort und mit jedem einzelnen erkundeten Kilometer.

Die Grüppchen der vereinzelten Gnus und Zebras werden nun auch mit jedem gefahrenen Kilometer größer.

das Ngornogoro Schutzgebiet in Richtung Serengeti

das Ngornogoro Schutzgebiet in Richtung Serengeti

am Rand des Ngorongoro Schutzgebietes

am Rand des Ngorongoro Schutzgebietes

Zebraherde

Zebraherde

Der Geländewagen verlässt auf einmal die staubige Straße und es geht querfeldein. Off-road fahren ist hier erlaubt! Nur ein geübter und erfahrener Fahrer weiß, wie und wo er zu fahren hat, ohne die Tiere zu gefährden und sich zu verfahren. Sandsackähnliche Markierungen in größeren Abständen tauchen auf. Karim, unser Fahrer erklärt mir, dass dies die symbolische Grenze zur Serengeti ist. Aus den einzelnen Gnus ist mittlerweile eine riesige Herde geworden. Wie an unsichtbaren Schnüren laufen sie hintereinander her. Einer folgt dem nächsten.

Gnus in der Serengeti

Gnus in der Serengeti

wenige Tage altes Gnukälbchen mit Mutter

wenige Tage altes Gnukälbchen mit Mutter

Gnukälber sind eine Stunde nach der Geburt genauso schnell wie ihre Mütter

Gnukälber sind eine Stunde nach der Geburt genauso schnell wie ihre Mütter

Gnus in der Serengeti

Gnus in der Serengeti

Die großen Tierherden der Serengeti

Der Geländewagen hält, ich stelle mich vor meinen Sitz und halte inne. Ich drehe mich einmal um meine eigene Achse. Sie sind überall! Ich kann es gar nicht glauben. Überall sind Gnus! Neben dem Auto in Lebensgröße bis zu einer Art schwimmenden Ameisenhaufen entlang des Horizonts. Es duftet nach vertrockneten und frischen Dung und die schwirrende Luft ist gefüllt mit dem monotonen Blöcken der Gnus. Die meisten weiblichen Tiere sind tragend. Von Mitte Februar bis März werden hier tausende Gnus und Zebras das Licht der Welt erblicken und zum Teil der großen immer wandernden Herde werden.

Tiere bis zum Horizont in der Serengeti

Tiere bis zum Horizont in der Serengeti

Gnus bis zum Horizont in der Serengeti

Gnus bis zum Horizont in der Serengeti

„Klick, klick, klick“ füllt sich meine Speicherkarte in der Kamera und holpernd geht es zurück zur Schotterstraße. Mitten in dieser Wildnis steht ein großer Torbogen über der Straße, mit der Aufschrift „Serengeti National Park“. Nun ist es offiziell! Das ist die Serengeti!

Willkommen in der Serengeti

Willkommen in der Serengeti

Willkommen in der Serengeti

Willkommen in der Serengeti

Natürlich muss ich aussteigen, denn ohne Erinnerungsfoto kann ich nicht weiterfahren. Viele Fotostopps folgen bis der Geländewagen in knapp 15 km am Naabi Hill Gate zum Lunchbreak und zur Anmeldung hält. Kannst du dir vorstellen, über 18 km zu fahren und um dich herum sind bis zum Horizont Tiere zu sehen? Gibt es etwas beeindruckenderes?
Nach der kurzen Mittagspause am Naabi Hill Gate geht es den Hügel runter und tiefer in die Serengeti. Links und rechts der Schotterpiste haben riesige Zebraherden die Gnus nun abgelöst.

Zebras, so weit das Auge reicht

Zebras, so weit das Auge reicht

Zebras sind sehr soziale Tiere

Zebras sind sehr soziale Tier

Wie viele Zebras kannst du zählen?

Wie viele Zebras kannst du zählen?

In der Serengeti kommen im Februar/März tausende Zebras zur Welt

In der Serengeti kommen im Februar/März tausende Zebras zur Welt

Zebras, Zebras, Zebras!

Zebras, Zebras, Zebras!

Das ist wirklich sehr interessant. Zebras, Gnus und Thompson Gazellen bestreiten die lange Wanderung zusammen. Sie kommen sich mit dem Nahrungsangebot auch nicht in die Quere, da sie unterschiedliche Pflanzen bevorzugen. Aber jede Art bleibt, im großen und ganzen, unter seinen Artgenossen.

Zebras sind einfach fotogen, oder?!!

Zebras sind einfach fotogen, oder?!!

in einer Reihe

in einer Reihe

Kopjes

Immer tiefer geht die Fahrt in die Serengeti. Hüfthohes Steppengras nimmt den Platz der kurz gefressenen Flächen ein. Aus der Erde ragen riesige Felsbrocken. Die sogenannten „Kopjes“ sind Granitfelsen und geben durch ihre Beschaffenheit Pflanzen und Tiere einen anderen Lebensraum als das hohe Steppengras. Hier gibt es Mäuse, Eidechsen, Schlangen und Klippspringer aber auch die großen Raubkatzen lieben diese Steine, um ihre Jungen zu verstecken oder einfach um sich aus zu ruhen. Ich bin von den, durch Winderosion geformten, Felsen fasziniert. Sie tauchen in kleineren und größeren Grüppchen auf und sie haben sogar Namen: Maasai Kopjes, Simba Kopjes oder Gol Kopjes.

Kopjes in der Zentral-Serengeti

Kopjes in der Zentral-Serengeti

Kopjes in der Zentral-Serengeti

Kopjes in der Zentral-Serengeti

In der Zentral-Serengeti

In der Zentral-Serengeti

 Kopjes in Sicht!

Kopjes in Sicht!

Auf und zwischen den Kopjes leben viele verschiedene Tiere

Auf und zwischen den Kopjes leben viele verschiedene Tiere

Die Kopjes gehören zu den ältesten Steinen der Erde

Die Kopjes gehören zu den ältesten Steinen der Erde

Kopjes und Impalas im Abendlicht

Kopjes und Impalas im Abendlicht

Um die Kopjes herum zu fahren ist wirklich spannend, du weißt nie was sich dort in den Ritzen und Spalten verstecken kann. Auf unserer Suche haben wir tatsächlich einen schläfrigen Löwen im Schatten entdecken können. Das ist wirklich ein Highlight!

schlafender Löwe auf der Boma Kopje

schlafender Löwe auf der Boma Kopje

Löwe auf der Boma Kopje

Löwe auf der Boma Kopje

Picknick mit Pimbi

Zu meinem absoluten Höhepunkt gehören kleine flinke Tierchen, die mich von der Form sofort an Meerschweinchen erinnern. Die Klippschliefer, die auf Kisuaheli „Pimbi“ heißen, halten sich nicht nur auf den Kopjes auf, sondern sind dem Menschen gegenüber auch überhaupt nicht scheu. Vor meinem Zelt und im ganzen Camp waren sie überall anzutreffen. Sie können, für ihre doch eher klobige Körperform, unglaublich schnell auf Bäume und Felsen springen. Und wenn sie durch hohes Gras rascheln, hört sich das an, als würde gleich ein Löwe aus der Steppe auftauchen. So ein „Krach“ machen sie. Im ersten Moment rutschte mir das Herz in die Hose aber als dann ein dicker Pimbi durchs hohe Gras schaute, musste ich anfangen zu lachen.

neugieriger Pimbi vor meinem Zelt

neugieriger Pimbi vor meinem Zelt

Klippschliefer können sehr gut klettern

Klippschliefer können sehr gut klettern

Unzählig viele habe ich an der Seronera Picknick-Stelle am Grizmek Besucherzentum hautnah erleben dürfen. Sie lassen sich von den doch zahlreichen Besuchern überhaupt nicht stören. Sie sind wirklich überall. Kaum zu glauben aber war, die Pimbis sind mit dem Elefanten verwandt!

Meerschweinchen? Nein, Klippschliefer!

Meerschweinchen? Nein, Klippschliefer!

Kaum zu glauben, aber er ist mit den Elefanten verwandt!

Kaum zu glauben, aber er ist mit den Elefanten verwandt!

Picknick mit Pimbi

Picknick mit Pimbi

Picknick mit Pimbi

Picknick mit Pimbi

Klippschliefer sind zutrauliche Zeitgenossen!

Klippschliefer sind zutrauliche Zeitgenossen!

Nachdem Picknick habe ich mir das Grzimek Besucherzentrum angeschaut. Es erläutert sehr bildhaft und auf großen Tafeln die Tierwanderung und viele wissenswerte Fakten rund um die Serengeti.

 Kopje im Grzimek Besucherzentrum

Kopje im Grzimek Besucherzentrum

m Grzimek Besucherzentrum in der Serengeti

im Grzimek Besucherzentrum in der Serengeti

Räuber und Raubkatzen in der Serengeti

Was wäre die Serengeti ohne die großen Raubkatzen? Im hohen Gras der Zentral-Serengeti ist es gar nicht so einfach die lautlosen Jäger ausfindig zu machen. Selbst Löwen werden im sogenannten „Adrenalingras“ unsichtbar. Aber mit dem geübten Auge des Fieldguides bleibt sogar der scheue Leoprad im Schatten der Baumkrone nicht unentdeckt. Auch nach vielen Safaris ist die Sichtung eines Leoparden für mich immer noch etwas sehr besonderes. Er ist einfach der Meister der Tarnung. In der Zentral-Serengeti habe ich einen erlebt, der alles andere als scheu war. Er kam direkt auf die Fahrzeuge, mit den begeisterten Safarigästen zu, und ließ sich nicht stören.

Leoprad in der Zentral Serengeti

Leoprad in der Zentral Serengeti

Leopard auf der Pirsch

Leopard auf der Pirsch

ganz nah, Leopard im Gras

ganz nah, Leopard im Gras

Ist das Nahrungsangebot groß, sind die Räuber immer in der Nähe von möglicher Beute. Die Räuber sind meist Fleischfresser und warten den entscheidenen Augenblick ab, wenn die Pflanzenfresser wie Gazellen, Zebras oder Gnus nur einen Augenblick unaufmerksam sind. Fressen und Gefressen werden! Ist ein Prozess der zum Kreislauf des Lebens dazu gehört. Ihn in freier Wildbahn zu erleben, da braucht es doch starke Nerven. Was habe ich schon mitgefiebert, gebangt und geweint. Die Natur kann grausam sein aber Löwenbabies, Hyänenjunge oder Geierkücken fressen kein Gras.

Mitglieder der Nahrungskette Schakal, Geier und Marabu

Mitglieder der Nahrungskette Schakal, Geier und Marabu

Die Reihenfolge der Nahrungskette zu beobachten ist auch hoch interessant. Wird ein größeres Tier, wie z.B. ein Gnu von Löwen gerissen und der König der Tiere hat sich satt gefressen, lauern schon die Hyänen auf ihren Einsatz. Der kleine flinke Schakal ist wie ein unsichtbarer Schatten. In der Nähe der Löwen und hofft er auf sein Stück. Sind so gut wie nur noch Haut und Knochen übrig, holen sich die Geier und Marabus den Rest. Sie warten meist in großen Schwärmen in den Wipfeln der Akazienbäume. Sie räumen auf. Auch wenn sie nicht so ansehnlich sind, wie vielleicht der Leopard, sind sie unersetzlich in der Nahrungskette. Ohne sie, würden sich Krankheiten ausbreiten.

 Hyäne mit Beute

Hyäne mit Beute

Baumlöwen in der Serengeti

Baumlöwen in der Serengeti

Die Löwen in der Serengeti haben sich etwas besonderes angewöhnt. Wenn es ihnen zu heiß wird und sie von den vielen Tsetsefliegen geplagt werden, dann suchen sie Schutz auf den Bäumen. Die berühmten Baumlöwen zu finden und zu sehen, das war wirklich ein absolutes Highlight für mich! In der Mittagshitze konnte ich sie im Schatten auf den Ästen ausfindig machen.

durstiges Löwenrudel

durstiges Löwenrudel

Die Serengeti ist ein riesiges Gebiet mit faszinierenden Tieren, in einer unglaublich wechselhaften Landschaft. Mein Natur- und Fotoherz ist voll seine Kosten gekommen! Selbst wenn ich wieder Zuhause bin, werde ich noch lange von den einmaligen Erlebnissen zehren.

Ähnliche Beiträge - Das könnte dich auch interessieren!
Teile diesen Beitrag auf:

Über die Autorin / Autoren

Als gebürtige Brandenburgerin arbeite ich dort, wo andere in Norddeutschland ihren Urlaub verbringen. Meinen Urlaub verbringe ich am liebsten als leidenschaftliche Wildlife Fotografin - zwischen A wie Afrika bis Z wie Zingst!