Aktualisiert am 21.12.2020
Wie wäre es mit einer Woche Winterurlaub in den Ardennen? So nah und doch so fern, scheint das Schiefergebirge im Südosten Belgiens in der Wallonie zu sein. Dabei ist die Region, gerade aus Nordrhein-Westfalen, schnell und einfach zu erreichen und einen Besuch wert.
Inhaltsverzeichnis
Wetter im Winter in den Ardennen
Es heißt, Belgien zählt zu den regenreichsten Regionen in ganz Europa. Gut, dass ist nicht unbedingt ein Argument für einen Winterurlaub. Allerdings, wird aus Regen in den höheren Lagen der Ardennen schnell Schnee. Und so verändert sich die Landschaft in eine weiße Winterpracht. Wie in anderen Gebirgen auch, kann sich auch hier das Wetter sehr schnell verändern. Aus dem plötzlich strahlend blauen Himmel wird eine undurchdringliche graue Suppe. Wer sich von Wetterkapriolen nicht einschüchtern lässt, wird seinen Aufenthalt genießen. Wie heißt es doch so schön: „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung!“
Ausflüge, Wanderungen und Städtetrips in den Ardennen
In den winterlichen Ardennen kann eine Woche sehr abwechslungsreich gestaltet werden. Wintersportler, Naturfreunde, Geschichtsinteressierte und Liebhaber von kleinen Städten kommen voll auf ihre Kosten.
Wintersport in Hockai
Skilanglauf gehört zu einer der beliebtesten Wintersportarten. Wer auf den schmalen Brettern nicht ganz so sicher ist, kann die preparierten Strecken auch für einen ausgiebigen Spaziergang nutzen. Rund um Hockai bin ich auf sehr schöne Routen von 4 bis 20 Kilometer gestoßen. Ich bin kein Skifahrer und war zu Fuß unterwegs. An einigen Stellen hätte ich mir einen Schlitten zum Rodeln gewünscht.
Spaziergang im Schnee in Neuville
In der kleinen Ortschaft, unweit von Franchorchamps und der Formel Eins Rennstrecke befindet sich meine Ferienunterkunft. Während ich die Hauptverkehrsstraße des Ortes entlang laufe, entdecke ich diese Winterpracht. Mein Weg führt an alten Gutshöfen und Bauernhöfen vorbei. Mit meinen Winterstiefeln sinke ich fast bis zum Knie in den Schnee ein. Vor mir erstreckt sich eine unberührte Schneedecke. Sanft herabfallende Felder werden von windschiefen Holzzäunen umrahmt. Über den Nadelwäldern färbt sich der Himmel in Pastelltönen des Abendlichts.
Wasserfälle von Coo
Die 15 Meter hohen Wasserfälle von Coo gehören zu den höchsten in Belgien. Sie gehören zur Touristenattraktion im Ort. Das kann ich mir in den Sommermonaten sehr gut vorstellen. Gegenüber der Wasserfälle liegt ein beliebter Freizeitpark. Einen Steinwurf entfernt lassen sich auch Kanus und ähnliches ausleihen. Jetzt im Winter sind die Fahrgeschäfte geschlossen und es wirkt alles wie im Dornröschenschlaf. Damit lassen sich die Wasserfälle auch nur von einer Stelle fotografieren. Das Ufer und den Blickwinkel aus den Prospekten befinden sich auf dem Gelände des Freizeitparks. Ich stehe in einer Wolke aus feinen aufgewirbelten Wassertropfen und versuche den kleineren aus dem 15. Jahrhundert (links) mit den größeren (rechts) aus dem 18. Jahrhundert zu vergleichen. Beide führen bedeutend mehr Wasser, im Vergleich zu den Fotos aus dem Sommer.
Ardennenoffensive – auf den Spuren der dunklen Geschichte von 1944
Der zweite Weltkrieg hat tiefe Spuren in den Ardennen hinterlassen. In fast jedem Ort finden sich Gedenkstellen. Verlassene Panzer und Soldatenfriedhöfe sind stille Zeugen, was damals im eisigen Winter 1944 geschah. Wer sich dem Thema intensiver widmen möchte, sollte unbedingt die Ausstellungen „Baugnez 44“ in Malmedy oder das „Bastogne war museum“ in Bastogne besuchen. Es ist keine einfache Kost aber man sollte die Augen vor der Geschichte und der Vergangenheit nicht schließen.
Der Soldatenfriedhof in Recogne ist ein beklemmender Ort, vor allem im Winter. Über 6800 Soldaten, kaum älter als 20 Jahre, fanden hier ihre letzte Ruhe. Miriam, von North Star Chronicles war fast zur gleichen Zeit mit mir in den Ardennen und beschreibt ihren Besuch mit treffenden Worten.
Tagestour nach Namur
Wer nach ein paar Tagen vielleicht etwas mehr Zivilisation sucht, sollte die Hauptstadt der Wallonie, am Rande der Ardennen einen Besuch abstatten. Von Francorchamps bis Namur sind es ca. 100 Kilometer. Ich bin mit dem Auto im Tiefschnee gestartet und in Namur lag keine einzige Flocke bei Sonnenschein. Ich habe mitten im Zentrum geparkt und konnte so einfach und bequem die wichtigsten Sehenswürdigkeiten erkunden.
Der Engelsplatz (place de l’Ange)
Der goldene Engel, der den Platz seinen Namen gibt ist von weitem schon nicht zu übersehen. Bereits im Jahr 1740 wurde eine Engelsstatue auf dem Platz errichtet. Hier befinden sich Boutiquen, Feinkostgeschäfte und natürlich mein ganz persönliches Highlight jede Menge Chocolaterien.
Der Glockenturm (le beffroi de Namur)
Hinter dem Rathaus ragt die Zwiebelpitze des 20 Meter hohen Glockenturms in die Höhe. Als einer der bedeutendsten Wehrtürme der Stadt war er Teil der dritten Stadtmauer. Ursprünglich war der Turm doppelt so hoch. 1733 wurde er um die Hälfte gekappt. Zwei mit Zinnen versehenende Etagen sind damit verchwunden. Erst seit 1746 fand er seine Bestimmung als Glockenturm, aufgrund eines Brandes in der Kirche Saint-Pierre-au-Château. Seit 1936 steht der Glockenturm unter Denkmalschutz und seit 1999 gehört er in die Liste der UNESCO Weltkulturerbe.
Rathaus von Namur
Wer vor dem Rathaus von Namur steht, wird sich über die zwei Bronzefiguren wundern, welche eine Schnecke am Strick festhält und eine Schnecke eingesperrt hat. Hier handelt es sich um Djoseph und Francwès. Sie werden als belgische Varianten von Dick und Doof bezeichnet. In ihrer Diskursion sollen die zwei Tiere nicht wegkriechen können. Der Hintergrund ist, dass angeblich vor allem die älteren Anwohner von Namur besonders gedehnt und langsam sprechen. Ich bin ehrlich, mein französisch ist zu schlecht, dass ich es getestet habe.
Die Zitadelle von Namur
Am Zusammenfluss von Maas und Sambre liegt auf einem Bergsporn die Zitadelle von Namur. Mit einer Fläche von über 80 Hecktar gehört sie zu einer der größten Festungsanlagen in Europa.
Weitere Ausflugsmöglichkeiten in der Umgebung
In der Wallonie und in den Ardennen gibt es zahlreiche malerische Orte und Dörfer, die einen Besuch wert sind. Dinant, ebenfalls mit imposanter Zitadelle am Ufer der Maas gelegen ist hier zu nennen. Als kleinste Stadt der Welt hat sich Durbuy in der Provinz Luxemburg einen Namen gemacht. Während meines Aufenthaltes besuchte ich die Orte Stavelot und Malmedy in der Provinz Lüttich.
Die richtige Ferienwohnung für einen Winterurlaub finden
Für meine Woche in den Ardennen habe ich mich für eine moderne und gemütliche Ferienwohnung entschieden. Ich habe erst bei bekannten Buchungsplattformen gestöbert aber die Auswahl traf nicht meinen Geschmack. Bei meiner Recherche stolperte ich dann über die Agentur Ardennes Etape. In den Wintermonaten ist die Auswahl groß, auch an schön eingerichteten und großen Objekten. Es ist die günstigste Saisonzeit zum Buchen.
Meine Auswahlkritierien für eine Feienwohnung im Winter
In der dunklen Jahreszeit darf es ruhig etwas komfortabler sein. Ein großes Sofa am knisternen Feuer für die Abendstunden. Entspannen in Sauna, Whirlpoolbadewanne oder Jacuzzi als Abschluss nach einem langen Spaziergang im Schnee. In der belgischen Küche fehlt es an nichts an Küchenutensilien, wie zum Beispiel ein Raclette-Set. Perfekt für ein köstliches Abendessen!
Komischerweise waren mir diese Punkte wichtiger als die Lage. Aus diesem Grund wohnte ich in Neuville, ganz in der Nähe von Francorchamps.
Was es bei einer Ferienwohnung im Winter zu beachten gibt
Mir ist aufgefallen, dass viele Ferienwohnungen beziehungsweise Ferienhäuser für mehrere Personen konzipiert sind. Drei oder mehr Schlafzimmer sind keine Seltenheit. Auch wenn sie in der ruhigen Jahreszeit günstig sind, sollte immer bedacht werden, die Räume müssen auch beheizt werden. Bei einer Buchung mit der oben genannten Agentur, wird eine Kaution verlangt, von der nach Abreise u.a. die Heizkosten (Verbrauch der Pelletsäcke), Strom usw. abgezogen werden.
In meiner gebuchten Unterkunft werden alle Räume mit einem Pelletsofen im Wohnbereich beheizt. So ein Öfchen bringt schon eine ganz andere Wärme ins Haus. Jedoch musste ich immer alle Zimmertüren geöffnet haben, damit sich die Wärme gut verteilt. Ich hatte den Pelletsofen rund um die Uhr befeuert. Die Nächte können im Winter in den Ardennen kalt und ungemütlich werden. So hatte ich also immer ein Auge auf den Ofen, damit er in der Nacht nicht ausgeht, weil die Pellets aufgebraucht waren oder er gereinigt werden wollte.
Annehmlichkeiten wie Sauna und Jacuzzi benötigen einiges an Strom. Der Außen-Jacuzzi läuft im Winter die gesamte Zeit, damit das Wasser im Becken nicht gefriert. Um im heißen Wasser draußen im Schneegestöber zu entspannen, muss er einige Zeit vorher richtig anheizt werden.
Über die Autorin / Autoren
Als gebürtige Brandenburgerin arbeite ich dort, wo andere in Norddeutschland ihren Urlaub verbringen. Meinen Urlaub verbringe ich am liebsten als leidenschaftliche Wildlife Fotografin - zwischen A wie Afrika bis Z wie Zingst!
Liebe Anne-Katrin,
die Ardennen sind ja viel flacher – zumindest in deinem Artikel als ich sie mir vorgestellt habe.
Zugegeben, nicht nur Sylt auch ein Großteil von Frankreich ist Neuland für mich :-)
Aber auch das lässt sich ja ändern.
Liebe Grüße, Katja
Liebe Katja,
die gesamten Ardennen habe ich in meiner Woche nicht erkunden können, vielleicht gibt es noch gebirgere Ecken. Das war mein erster Besuch in Belgien und es werden bestimmt in Zukunft noch weitere folgen.
Liebe Grüße,
Anne
Liebe Anne-Katrin!
Da hast du hervorragende Argumente geliefert für so einen Kurztrip!
Zumal wir ja hier im Münsterland nie Schnee abbekommen – das wäre eine Möglichkeit, mit überschaubarer Fahrerei dranzukommen! :-)))
Und mit fortgeschrittenem Alter macht Langlaufen sicherlich mehr Sinn als die Snowboard-Piste in Salden … :-)
Das Apartment sieht auch traumhaft aus – ein Trip zum nachmachen!
Danke für die Inspiration!
Ines-Bianca
Liebe Ines-Bianca,
ich bin aus OWL in die Ardennen gereist. Das Münsterland liegt ja gleich um die Ecke. Das freut mich, dass ich dich auf eine schöne Idee für einen Kurztrip gebracht habe. Jetzt brauchst du nur ein Apartment buchen und schon kann es los gehen. Jetzt im Frühling ist die Region mit Sicherheit auch sehr reizvoll.
LG
Anne
Liebe Anne-Katrin!
Ohhhhhhhh das sieht aber hübsch aus! Bin zuerst bei der Schokolade, dann beim Schinken und zuletzt beim Whirlpool hängen geblieben – genau in der Kombi hätte ich das jetzt gerne und dazu noch den traumhaften Blick auf die Winterlandschaft ;-)
Liebe Grüße
Ines
Hallo Ines,
für Genußmenschen sind die Ardennen auch die richtige Adresse. Neben Schokolade und Schinken kannst du selbstverständlich auch noch eins der vielen belgischen Biere probieren. ;)
Liebe Grüße
Anne
Liebe Anne-Katrin,
Ardennen hatte ich bis dato nicht so auf dem Schirm. Jetzt nach Deinem Bericht könnte ich mir einen Winterurlaub mit einem Langlauf-Kurs dort gut vorstellen.
LG
Marina
Liebe Marina,
hört sich nach einem prima Plan für den nächsten Winter an!
LG
Anne
Hallo Anne-Katrin,
Du bringst mich auf Ideen! ;-)
Die Ardennen habe ich so überhaupt nicht auf dem Schirm, was irgendwie schade ist. Vor allem Namur – noch nie gehört! – scheint ja ein total hübscher Ort zu sein. Und spätestens bei den belgischen Pralinen werde ich schwach…
Schöner Bericht, der Lust auf die Region macht. Auch wenn ich Sommer lieber mag als Winter…
Liebe Grüße
Barbara
Hallo liebe Barbara,
so erging es mir auch. In den Ardennen schlummern wirklich viele kleine hübsche Orte, die sich lohnen. Natürlich lassen sie sich auch zu einer anderen Jahreszeit besuchen. Belgische Pralinen kann ich auch im Sommer essen. ;)
Liebe Grüße
Anne