Aktualisiert am 30.04.2022
Die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst in der Ostsee ist vielen gar nicht so sehr ein Begriff, oder? Dabei bietet sie gerade jetzt in der Spätsommer- und Herbstzeit tolle Erlebnisse für Radfahrer, Wanderer, Spaziergänger und Naturfotografen. Unsere 5 besten Tipps habe ich hier zusammengestellt.
Inhaltsverzeichnis
1. Mit dem Fahrrad zum Leuchtturm „Darßer Ort“
Wer sein eigenes Radl nicht mitbringen kann, der leiht sich einfach vor Ort einen Drahtesel aus, zum Beispiel direkt in Prerow. Das Ostseebad auf dem Darß ist auch unser Start- und Zielpunkt für die heutige Radtour. Der Weg führt uns durch Prerow direkt in den Darßwald. Das riesige Waldstück im Herzen der Halbinsel gehört zum Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft. Die Buchenblätter färben den Wald in gold und orange. Gerade am Morgen duftet es nach würzigen Kiefernnadeln und Pilzen im Moos. Eichhörnchen flitzen durch die Wipfel und ein Specht sucht hämmernd nach Käfern. Nur das leise Klimpern meiner Klingel, wenn ich über eine Wurzel radle, scheint dieses Paradies zu stören.
Von Prerow zum Leuchtturm „Darßer Ort“ sind es ca. 6,5 km. Der Weg führt auf Waldboden über keinerlei größere Erhebungen.
Aus dem Wald an die Ostsee
Wir können uns gar nicht vorstellen, dass am Ende des Waldes die Ostsee auf uns wartet. Und nicht nur das! Die Spitze vom Leuchtturm Darßer Ort guckt schon durch das goldene Blätterdach. Am Natureum stellen wir unsere Räder ab und laufen am Leuchtturm direkt an die Ostsee. Wir entdecken die vom Wind und Wetter gezeichneten Wahrzeichen der Halbinsel- Windflüchter! Die knorrigen und arg mitgenommenen Nadelbäume sind nicht nur bei uns ein beliebtes Fotomotiv. Unser Strandspaziergang führt uns auf einen angelegten Rundweg durch die Dünenlandschaft und vorbei an den vorgelagerten Sandbänken.
2. Schlendern durch Ahrenshoop
Ahrenshoop trägt den Beinamen das Künstlerdorf. Ob Glasbläserkunst, Töpferei oder Malerei. Alle schwärmen vom besonderen Licht des Ortes. Gerade das Herbstlicht hat eine eigene Magie. Wir haben uns inspirieren lassen und am Strand von Ahrenshoop den Zauber in Langzeitbelichtungen eingefangen. Die steinige Steilküste bietet unzählige Motive. Im Ort selbst gibt es auch überall Fotomöglichkeiten. Vor allem an den bunt verzierten Holztüren kann niemand einfach so vorbei laufen.
3. Ostseebad Wustrow auf dem Fischland und seine Bunker zur Dämmerung
Neben Ahrenshoop liegt auf dem Fischland der Ort Wustrow. Von der Wustrower Seebrücke sind die ins Meer gerutschten Bunker der ehemaligen Beobachtungsstationen der DDR bereits schon zu erahnen. Durch die Küstendynamik verändern die tonnenschweren Zeitzeugen stetig ihre Lage an Land so wie in der Ostsee.
Gerade an einem eher grauen und trüben Herbstnachmittag ist der Spaziergang entlang der Wasserkante ein fast schon mystisches Erlebnis. In Ölzeug stehen viele Angler am Flutsaum und hoffen auf einen guten Fang. Die alten Bunker mit den bunten Graffitis bilden einen schönen Kontrast. Alle Fotofreunde können sich hier auch wieder über schöne Motive für Langzeitbelichtungen freuen. Wir haben direkt unsere Stative ausgepackt und losgelegt.
4. Sonnenuntergang am Bodstedter Bodden und Große Wiek
Ein Tag am Meer darf natürlich nicht ohne Sonnenuntergang zu Ende gehen. Ein echter Geheimtipp ist der Sonnenuntergang über dem Bodden zwischen Zingst und Bresewitz. Von der Meiningenbrücke geht der Blick in den Bodstedter Bodden auf der einen Seite und auf der anderen ins Große Wiek.
Vor allem Vogelbeobachter versammeln sich zu den letzten Stunden des Tages an dieser Brücke. Zur Abenddämmerung können die großen Kranichschwärme beobachtet werden, wie sie von den Feldern des angrenzenden Festlandes zu ihren geschützten Schlafstellen in den Sundischen Wiesen ziehen. Zum Sonnenuntergang schippern auch noch die Ausflugsraddampfer über die Boddengewässer und geben ein tolles Panoramabild.
Zur Meiningenbrücke sind wir vom Ostseebad Zingst mit dem Auto gefahren. Lieber etwas früher als zu spät los fahren, denn am Straßenrand gibt es nicht allzu viele Parkmöglichkeiten.
5. Kranichbeobachtung und Rothirsche in Pramort auf Zingst
Unser absoluter Höhepunkt ist der Besuch der Sundischen Wiesen und der östliche Zipfel der Halbinsel Zingst. Täglich darf nur eine bestimmte Anzahl an Besuchern diesen Teil des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft betreten. Mit dem Auto geht es von Zingst zu einen Parkplatz von wo es entweder nur zu Fuß oder mit dem Rad nach Pramort weitergeht. Wer keine Räder dabei hat, kann sich am Parkplatz für ca. 3,00 € ein einfaches Rad ausleihen. Wir würden uns immer für ein Rad entscheiden, denn der Weg bis nach Pramort ist ca. 7,5 km lang. Bei der Nationalparkwacht am Infohäuschen gibt es die täglich limitierte Nationalpark-Card.
In den Sundischen Wiesen
Mit der Fotoausrüstung radeln wir auf dem gut geteerten Weg durch die Sundischen Wiesen. In den Sumpfgebieten und angrenzenden Heideflächen haben viele unterschiedliche heimische Tiere, vor allem geschützte Vogelarten, ihren Lebensraum. Im hohen Schilf zwitschert und piepst es die ganze Zeit. Auf den Weg nach Pramort entdecken wir sogar einen Fuchs auf Mäusejagd. Er ließ sich von unserer Anwesenheit überhaupt nicht stören. Vom Radweg aus konnten wir ihn ohne Probleme beobachten und fotografieren ohne ihn dabei zu stören.
Von Kranichen und Rothirschen in Pramort
Ungefähr eine Stunde vor Sonnenuntergang erreichen wir die Schutzhütte von Pramort. Zusammen mit weiteren Interessierten packen wir Kamera, Objektive und Ferngläser aus. Wir versuchen so leise wie möglich zu sein und laute Geräusche zu vermeiden. Kraniche sind sehr schreckhaft. Zu uns Besuchern gesellen sich auch Mitarbeiter des Nationalparks. Wer keine großen Teleobjektive oder Ferngläser mitnehmen möchte, der kann vielleicht auch durch das Spektiv der Nationalpark-Ranger schauen. Neben ihren Zählungen und Aufzeichnungen geben sie wertvolle Tipps zur Beobachtung. Aber auch ohne Fernglas ist der Ausblick sehr beeindruckend.
Das Verhalten der Kraniche und Rothirsche
Die Kraniche verbringen die Nacht in den Gewässern rund um die ehemalige Insel Großer Werder. Nicht nur die Kraniche lassen sich von hier beobachten, sondern auch die mächtigen Rothirsche. In den Wiesen und Wäldern sind die Brunftrufe von Anfang September bis Ende Oktober zu hören und mit etwas Glück sogar zu beobachten. Hier am östlichen Zipfel der Halbinsel Zingst können wir tatsächlich viele Rothirsche beobachten, wie sie sich ihren Weg durch das Bodden- und Ostseewasser suchen. Für alle Tier- und Naturfreunde und alle die es werden wollen ist das mit Sicherheit ein faszinierendes Erlebnis.
Wenn aus der Ferne das charakteristische Trompeten am Himmel ertönt, dann ist es soweit und tausende Kraniche setzen in der Abenddämmerung zur Landung in den flachen Gewässern an. Die ganze Luft scheint zu flirren. Ein unglaubliches Gefühl, dass bis in den Brustkorb geht.
Rückweg von der Halbinsel Zingst
Kurz bevor wir nichts mehr sehen, packen wir unsere Sachen und schwingen uns auf das klapprige Fahrrad. Der Dynamo rattert und produziert einen kleinen Lichtkegel auf dem dunklen Weg durch die Sundischen Wiesen. Die Luft ist feucht und die ersten Sterne glitzern am Himmelszelt, als wir fast alleine die knapp 7 km zurück radeln. Der Rückweg ist nichts für Angsthasen. Die Geräusche aus den Sümpfen klingen gewaltig für ungewohnte Großstadtohren. Aber der Ausflug ist es wert und die Nationalparkwacht wartet am Infohäuschen bis auch der letzte Besucher seinen Weg aus diesem wilden Zipfel der Halbinsel Zingst gefunden hat.
Diesen Beitrag widme ich meinen verstorbenen Großeltern Joachim und Helga. Viele Jahre sind sie immer im September nach Prerow gefahren, um die Brunft der Rothirsche zu erleben und die Kraniche zu beobachten. Ganz viele Tipps, von denen ich hier schreibe, sind von ihnen und aus ihren Erlebnissen entstanden. Auf Landkarten haben sie mir vermerkt, wo sie Rothirsche und Kraniche beobachtet haben. Aus diesem Wissen konnten wir bei unserer Reise schöpfen.
Über die Autorin / Autoren
Als gebürtige Brandenburgerin arbeite ich dort, wo andere in Norddeutschland ihren Urlaub verbringen. Meinen Urlaub verbringe ich am liebsten als leidenschaftliche Wildlife Fotografin - zwischen A wie Afrika bis Z wie Zingst!
Hallo Anne,
eine wunderbarer Bericht mit ebenso wunderschönen Fotos! Wie schade, dass wir damals unseren Urlaub auf Hiddensee abbrechen mussten und nicht mehr in den Genuss dieser tollen Landschaft gekommen sind.
Liebe Grüße
Alex
Hallo Alex,
vielen Dank. Ihr kommt bestimmt irgendwann nochmal in diese Ecke von Deutschland. Und dann hoffentlich ohne vorzeitig die Zelte abbrechen zu müssen.
LG Anne
Ein wundervoller Reisebericht über ein so zauberhaftes Fleckchen Erde .
Deine Bilder von den Rothirschen und dem Fuchs auf Streifzug haben mich besonders gepackt.
Liebe Grüße, Clarissa
Hallo Clarissa,
vielen lieben Dank. Das waren auch sehr schöne Momente, die noch lange in Erinnerung bleiben. Ich war bestimmt nicht das letzte Mal auf dem Darß.
Liebe Grüße,
Anne