Aktualisiert am 08.10.2023
Das „Tal der Liebe“ gehört auf der polnischen Seite zum Nationalpark „Unteres Odertal“ und zieht sich entlang des östlichen Ufers der Oder. Es ist immer noch ein Geheimtipp als polnisches Ausflugsziel unter deutschen Besuchern und blickt auf eine über 170-jährige Geschichte zurück.
Inhaltsverzeichnis
Tal der Liebe: Lage
Der Natur- und Landschaftspark erstreckt sich heute über eine Fläche von rund 80 Hektar entlang eines Moränenzuges zwischen den Ortschaften Krajnik Dolny, Krajnik Górny und Zatoń Dolna. Dieser Moränenzug wird von sanften Hügeln durchzogen, die allmählich in Richtung Oder abfallen. Von drei Aussichtspunkten im Tal der Liebe hast du einen guten Blick auf den Grenzfluss, sowie auf die nähere Umgebung.
Geschichte zur Entstehung
Die Entstehung und Geschichte vom Natur- und Landschaftspark Dolina Miłości, was auf Polnisch „Tal der Liebe“ bedeutet, reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück. Während einer längeren Dienstreise von Landrat Carl-Phillipp von Humbert, ließ seine Frau Anna das malerischste der kleinen schluchtenartigen Täler auf dem Familienbesitz parkartig herrichten und schenkte es ihrem Ehemann nach dessen Rückkehr im Jahr 1850.
Anna ließ im Park, der zu diesem Zeitpunkt rund 170 ha groß war, Alleen und Wege abstecken, Stege an den Bächen und Gartenhäuser bauen und die Goldfischteiche anlegen. Im Park wuchsen über 7.000 Bäume (darunter Kirschbäume, Platanen, Tannenbäume, Eschen, Kastanien).
Die Namensgebung des Parks ist eng mit seiner romantischen Entstehungsgeschichte verknüpft. Nach der Rückkehr ihres Gatten lud Anna nahestehende Gäste ein, um eine kleine Familienfeier im Park abzuhalten. Zwischen zwei großen Buchen wurde ein Transparent mit dem einladenden Satz „Willkommen im Tal, das die Liebe erschuf“ aufgehängt, das einst den Eingangsbereich des Parks markierte.
Ein Wochenblatt verwendete in diesem Zeitraum das erste Mal den Ausdruck „Tal der Liebe“, während Anna als Gestalterin des Landschaftspark diesen Begriff allerdings nie selbst gebrauchte. Sie sagte stets „Ich fahre in die Berge …“ oder „Ich gehe nach Tal …“, bezogen auf Hohen Kränigsch.
Nach dem Tod von Anna und Carl war es vor allem der Enkelsohn Rene von Humbert, der dem Tal der Liebe neues Leben einhauchte und sich um ihn kümmerte.
Wandern durch das Tal der Liebe
Durch das Tal der Liebe führt ein etwa 4,5 km Rundwanderweg, der mit einem roten Herzblatt als Hauptwanderweg gekennzeichnet ist. Vom Rundweg führen Nebenwege, die mit einem gelben Herzblatt gekennzeichnet sind, zur unteren roten Hauptwegader um auch Orte wie den Auwald und dessen Quellgebiete zu besuchen.
11 wundervolle Orte im Tal der Liebe
Auf dem ungefähr 80 Hektar großen „Tal der Liebe“ gibt es insgesamt 11 verschiedene Orte, die allesamt mit einem Schild und einer Erklärung markiert sind.
Als der Natur- und Landschaftspark an der Oder angelegt wurde, waren es noch 22 unterschiedliche Punkte, darunter zum Beispiel die Esskastanienallee, die „Weiße Laube“, die 300-jährige Rot-Buche (Naturdenkmal seit 1936), die „Bergstraße“, das Restaurant Waldkater, die Windmühle (bis 1897) oder der Hertha See, der ebenfalls fast verschwunden ist.
Ein paar der noch heute existierenden Orte stelle ich hier genauer vor.
Bastei-Hügel mit Wurzeltreppe
Direkt am Hauptparkplatz vom Tal der Liebe befindet sich der Bastei-Hügel. Er ist über die sogenannte Wurzeltreppe zu erreichen, die früher einst aus den Wurzeln verwachsener Bäume eine Art Treppe bildeten. Heute ist die Wurzeltreppe mit Stufen aus Rubinienholz geebnet. Und du musst insgesamt 70 Stufen erklimmen um die zauberhafte Aussicht vom Bastei-Hügel zu genießen.
Der Bastei-Hügel wurde übrigens nach dem Aussichtspukt in der Sächsischen Schweiz benannt. Und befindet sich oberhalb der abfallenden Wände zur Oder. Von dort kannst du über Niedersaathen (Zaton Dolny) bis nach Schwedt und über ein Teil des Odertals blicken.
Adam-und-Eva-Teiche mit Clothildenquelle
Absolut faszinierend im Natur- und Landschaftspark „Tal der Liebe“ sind vermutlich die Adam-und-Eva-Teiche, die sich unterhalb der ehemaligen Försterei befinden. Ein bisschen fühlt man sich hier in einem Märchenwald. Das liegt vermutlich an den zwei Statuen die sich jeweils mittig in einem der beiden Teiche befinden. Die beiden Skulpturen „Adam“ und „Eva“, die eigentlich Apollo und Venus darstellen, sind Werke von Carl Philipp Glume, dem Hofbildhauer von Friedrich Wilhelm I. Sie wurden außerdem erst später nach der Entstehung des Parks, nämlich Ende des 19. Jahrhunderts von Rene von Humbert, dem Enkelkind von Anna und Carla, in Auftrag gegeben.
Gespeist wurden die einstigen Goldfischteiche von der Clotildenquelle, benannt nach dem Vornamen der Mutter des letzten Besitzers, Rene von Humberts. Über ein gestautes Wehr und einer unterirdische Leitung wurde den Teichen das Wasser zugeführt. Ursprünglich gab es auch einmal drei Teiche im Tal der Liebe. Einer wurde 1908 trockengelegt und später an dessen Stelle Ton abgebaut.
Rund um die beiden Adam-und-Eva-Teiche gibt es einige Bänke die zum Verweilen einladen.
Lusthausberg
Auf dem heutigen Lusthausberg begannen Anna und Carl begannen einst mit dem Bau eines Pavillons, den sie jedoch nie fertigstellten. Ihr Enkel Rene von Humbert entdeckte die Fundamente des unvollendeten Gebäudes, als er dort Gedenksteine für seine Großeltern aufstellen ließ.
Die dort gesetzten Findlinge dienen zur Erinnerung an die Gründer der Familie – Carl Phillipp und Sophie von Humbert und sind auch heute noch sehr präsent auf dem Lusthausberg. Auf den Steinen sind unter anderem die Aufschriften „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut“ Sophie von Humbert 1831-1909 und „Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen“ Carl Philipp von Humbert 1829-1867 eingraviert und stammen von den Anwesenfeldern der Familie.
Die natürlichen Vorzüge des Hügels wurden durch die Pflanzung von ahornblättrigen Platanen betont. Eine übriggebliebene Platane aus dieser Zeit sticht heute als hochgewachsener dickstämmiger Baum hervor.
Berg des Gedenkens
Der Name verrät es bereits. Auf dieser schönen Anhöhe mit wunderbarem Blick auf die Oder und das Westufer, sowie den drei wuchtigen Kiefern wurde einst bekannten Persönlichkeiten gedacht.
Insgesamt 16 Gedenksteine wurden seit Anfang der 1930er Jahre auf dem Hügel platziert, auf denen die Namen von prominenten deutschsprachigen Dichtern, Musikern, Politikern, Theologen und Militärs eingemeißelt wurden. Darunter sind Namen wie Johann Sebastian Bach, Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven, Robert Koch, Alexander von Humboldt, Johann Wolfgang von Goethe oder Friedrich von Schiller.
Ein paar der Findlinge sind immer noch auf dem Berg zu finden, zum Teil verschwunden im hohen Gras. Hervorstechend ist einzig allein ein großer Stein, der wie ein Altar im Schatten der hohen Kiefern zu sehen ist.
Durch die Pflege des Tals der Liebe wurde inzwischen auf dem Aussichtspunkt ein kleiner Pavillon aufgestellt, der zu einer kleinen Pause einlädt.
Teufelsbrücke
Die sogenannte „Teufelsbrücke“ ist eine Holzbrücke die über einen tiefen Graben führt. Früher waren die Brückenköpfe aus gespaltenen Felssteinen erbaut, auf den zwei dicke Bohlen lagen, die wiederum mit Holzblanken abgedeckt wurden. Sogar kleine Pferdegespanne konnten die Brücke passieren. Auch wenn die Brücke inzwischen wieder erneuert wurde, nagt auch hier bereits wieder der Zahn der Zeit an ihr und einige Holzblanken sind bereits vermutlich den Wetterbedingungen zum Opfer gefallen.
Warum die Brücke den Namen dem Teufel zugeordnet wird, ist mir nicht ganz schlüssig. Es gibt allerdings einen alten Aberglauben. Dieser besagt, dass man in der Johannisnacht nach Mitternacht zur „Teufelsbrücke“ gehen soll, mitten auf ihr stehenbleiben und sich nach allen Seiten verneigen soll. Dazu soll man einen Wunsch aussprechen, welcher im gleichen Jahr in Erfüllung geht. Vergaß man allerdings das Verneigen, so hatte man Unglück.
Auch die Teufelsbrücke ist durch den Enkel Rene von Humbert entstanden.
Schirmberg
Oberhalb des ehemaligen Forsthauses stand einst auf dem Hügel ein riesiger Schirm mit Bänken um den Schaft herum gebaut. Die Besucher sollten auf diesem zauberhaften Aussichtspunkt gut schützt vor Sonne und Regen den Blick auf die Oder während ihrer Rast genießen. So entstand der Name Schirmberg.
Heute ist der große Schutzschirm verschwunden. Stattdessen spenden zwei große Eichen, unter denen zwei Bänke platziert wurden, Schutz vor Sonne und vielleicht auch ein wenig vor Regen.
Erhalt und Rekonstruktion
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde der Park vernachlässigt und Gebäude zerstört. In den vergangenen zwei Jahrzehnten wurde der Park durch das Engagements des Vereins „GAJA“, einer deutsch-polnischen Initiative, sorgfältig instandgehalten und restauriert. Der Verein „GAJA“ setzte sich aktiv für die Bewahrung des Parks ein und konnte sowohl durch die finanzielle Unterstützung von Sponsoren als auch auf eigene Mittel zurückgreifen.
In der ersten Phase der Wiederbelebung zwischen 2005 und 2006 wurde der Naturpark wieder bepflanzt. Innerhalb des Parks wurden Überdachungen, sowie Sitzgruppen mit Tischen errichtet und entlang des Wanderweges wurden insgesamt 14 Informationstafeln sowie 14 Wegweiser (zweisprachig in Polnisch und Deutsch) installiert sowie ein Aussichtspunkt auf das Tal der Oder restauriert. Zusätzlich wurden einige Gedenksteine erneuert.
Anreise zum Tal der Liebe
- Anreise von Schwedt
Von Schwedt aus überquerst du die Brücke an der Staatsgrenze (Straße Nr. 166 und fährst weiter in Richtung Chojna und Cedynia. Nach Durchqueren von Krajnik Górny biegst du schließlich nach etwa 2 Kilometern rechts in das Dorf Zatoń Dolna ab. - Anreise von Hohenwutzen
Von Hohenwutzen aus überquerst du auf der 158a die Brücke an der Staatsgrenze und fährst weiter in Richtung Cedynia auf der 124. In Cedynia biegst du auf die 125 nach links ab und fährst nach Lubiechów Dolny geradeaus weiter in Richtung Piasek. Danach durchquerst du Krajnik Górny, um anschließend nach etwa 2 Kilometern nach rechts in das Dorf Zatoń Dolna abzubiegen.
Es gibt zwei Parkplätze, über welche du Zugang zum Tal der Liebe hast. Der zweite Parkplatz liegt nur wenige Meter vom ersten Parkplatz (Google Maps) entfernt.
Über die Autorin / Autoren
Bereits seit 20 Jahren ist Berlin meine Wahlheimat und ich liebe die abwechslungsreichen Facetten der Stadt. Regelmäßig zieht es mich zusammen mit meiner Kamera aber auch in die nahe Umgebung oder in die Ferne!
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