Aktualisiert am 17.06.2023
Wer für die Provence nur die Lavendelblüte auf dem Plan zu stehen hat, sollte unbedingt noch einen weiteren Punkt mit hinzufügen – die Verdonschlucht. Sie zählt zu einem der größten Canyons Europas und hält einige Highlights parat.
Inhaltsverzeichnis
Wo liegt die Verdonschlucht?
Die Verdonschlucht, umgangssprachlich auch Grand Canyon du Verdon, befindet sich in der nord-östlichen französischen Provence, in der Provence-Alpes-Côte d’Azur. Über die lange Strecke von etwa 20 km bildet die Schlucht auch die Grenze zwischen Alpes-de-Haute-Provence im Norden und dem Departement Var im Süden. Der Canyon von Verdon ist außerdem Teil des Regionalen Nationalparks Verdon (franz. Parc naturel régional du Verdon) und liegt in seinem Zentrum.
Am besten lässt sich der Nationalpark zu dem auch das Dorf Moustiers-Sainte-Marie zählt und die Verdonschlucht mit dem eigenen Auto oder mit einem Mietwagen erkunden.
So kommst du zur Verdonschlucht
- Aus Osten von Manosque kommend über die D6 und Valensole und bei Riez auf die D952
- Direkt zum Stausee Lac de St. Croix und Zugang zur Schlucht: Biege von der D952 auf die D957 ab.
- Zu den Aussichtspunkten und auch um die Verdonschlucht einmal zu umrunden auf der D952 bleiben und später auf die D955 abbiegen.
Die schönsten Aussichtspunkte auf die Verdonschlucht
Auf die Verdonschlucht gibt es zahlreiche schöne Aussichtspunkte. Viele liegen direkt an der D952 oder D71. Plane für eine Tour um den gesamten Grand Canyon du Verdon etwa einen Tag ein, denn durch den geschlängelten Verlauf der Straße, sowie durch die Stopps an den Aussichtspunkten vergeht die Zeit wie im Fluge.
Panorama Route D23
Wer die Verdonschlucht von den besten Aussichtspunkten aus bewundern möchte, sollte die D952 von Westen aus kommend bis La Palus-sur-Verdon folgen und dort auf die D23 abbiegen. Die D23 ist eine Panorama Route und schlängelt sich an der Verdonschlucht entlang und endet auch wieder beim Ort La Palus-sur-Verdon.
Hier gibt es immer wieder Haltepunkte von wo du einen spektakulären Blick auf den bis zu 700 Meter tiefen Canyon mit dem winzig wirkenden Fluss Verdon hast. Empfehlenswert sind zum Beispiel die Aussichtspunkte Bevédère de Trescaire bas oder Bevédère de la Dent d´ Aire.
Baden mit Aussicht
Wenn du weiter der Serpentinenstraße D952 folgst, gelangst du zum „Gorges Du Verdon, rive droite“. An einem besonders warmen Sommertag solltest du an diesem Haltepunkt einen Badestopp einlegen. Pack also unbedingt deine Badsachen für den Ausflug in den Nationalpark mit ein.
Da du dich nun im Tal der Verdonschlucht befindest, gelangst du dort direkt an das Ufer des Flusses Verdon. Das Wasser ist gerade bei heißen Temperaturen unglaublich erfrischend und ist überaus klar. Aber du achte unbedingt auch auf die Strömung, die mitunter sehr stark sein kann.
Vom Flussufer sowie auch von der dortigen Brücke aus hast du einen tollen Blick auf das Steinmassiv des Canyons.
Die Südseite der Verdonschlucht
Die D952 führt irgendwann weiter Richtung Norden weg von der Verdonschlucht. Verpasse keinesfalls den Abzweig nach rechts auf die D955. Diese Straße führt dich über eine Brücke auf die andere Seite des Flusses. Auch hier gibt es noch einmal die Möglichkeit an unterschiedlichen Uferstellen im Fluss Verdon zu baden oder sich einfach zu erfrischen.
Blick auf die 180 Grad Biegung des Verdon
Bei Trigance solltest du dann auf die D90 abbiegen und kurze Zeit später nach rechts auf die D71, um wieder an die Verdonschlucht zu gelangen. Hier erwartet dich am Aussichtspunkt „Belvédère de la Mescla“ ein spektakulärer Blick auf die tiefe Schlucht mit einer 180 Grad Biegung des Flusses Verdon. Hier spaltet sich auch der Flusslauf des L´Artuby ab, welcher gen Süden fließt und den Canyon de l´Artuby bildet.
Sturz in die Tiefe
Wer den Nervenkitzel liebt, kann sich kurz darauf an der D71 von der 137 m hohen Straßenbrücke „Pont de l’Artuby / Pont de Chaulière“ in die Tiefe des Canyon de l´Artuby stürzen. Natürlich an einem Bungee-Seil gesichert. Mit einem Bungee Sprung von etwa 100 m zählt der Ort zu den höchsten Bunggesprüngen Europas nur unweit der Verdonschlucht entfernt.
Die imposante Brücke mit einer Gesamtlänge von 180 Metern wurde bereits im Jahr 1938 gebaut. Auch wenn gerne behauptet wird, dass der Sprung von einer Höhe von 182 Metern erfolgt, sind es topographisch etwa 45 Meter weniger.
Ein Sprung liegt preislich bei 130 Euro, je mehr Teilnehmer es gibt, desto günstiger wird der Preis und kann am Ende bei 105 Euro pro Teilnehmer liegen. Enthalten im Preis ist der reine Bungeesprung inklusive der kompletten Bungee-Jumping-Ausrüstung. Wer ein Video von seinem Sprung mit nach Hause nehmen möchte, muss noch einmal 25 Euro zusätzlich einkalkulieren. Auch die Anreise muss selbst organisiert werden. Auf jeden Fall solltest du den Nervenkitzel vorab buchen.
Essen mit Aussicht
Nach dem Passieren der Artuby Brücke schlängelt sich die kurvenreiche Straße D71 nun wieder an der Verdonschlucht entlang. Der Strecke entlang warten einige Aussichtspunkte wie der „Belvédère Du Plan“ auf dich.
Dieser Aussichtspunkt liegt auf der Restaurant-Terrasse des Logis Hotel du Grand Canyon du Verdon. Wenn also dein Magen knurrt, lohnt es sich hier einen Stopp einzulegen und die grandiose Aussicht bei einem kleinen oder großen Snack zu genießen.
Weitere Aussichtspunkte auf der Südseite
Weitere Aussichtspunkte sind danach unter anderem der „View Point Verdon George“ oder der „Cirque de Vaumale“. Beim Aussichtspunkt „Col d´Illoire“ hast du sozusagen den letzten imposanten Aussichtspunkt an der D71.
Von diesem hast du einen wunderbaren Blick auf die Gemeinde Aiguines mit gerade einmal 270 Einwohnern und das nicht weniger beeindruckende Château d’Aiguines, welches sich im Privatbesitz befindet und nicht besichtigt werden kann.
Aktuell steht das im Jahr 1606 im Stil der Renaissance umgebaute Schloss zum Verkauf. Der französische Ex-Fußballspieler Francis Camerini, der es 2011 erwarb, scheint an dem 20 Hektar großen Anwesen das Interesse verloren zu haben.
Der schönste Blick auf die Verdonschlucht
Von Aiguines führt dich nun dein Weg auf der D19 bis zu einem Kreisverkehr gelangst. Hier biegst du nun auf die D957 ab und landest unweigerlich bei einem der schönsten Aussichtspunkte auf die Verdonschlucht.
Von der Brücke „Pont du Galetas“ erwartet dich eines der bekanntesten und beliebtesten Fotomotive des Grand Canyon de Verdon. Das türkisfarbene Wasser an der Öffnung der Schlucht steht im starken Kontrast zu seinen hellen grün bewachsenen Felswänden. Es schwappt durch die schönen und ungewöhnlichen Wasserfarben ein wenig karibisches Flair herüber. Einen kleinen Moment vergisst du, dass du dich in Frankreich befindest.
Von der anderen Seite der Brücke hast du wiederum einen tollen Blick auf den Stausee Lac de St. Croix. Mit diesem Aussichtspunkt endet auch die Rundreise um die Verdonschlucht.
Sportliche Aktivitäten im Grand Canyon de Verdon
Der Fluss Verdon hat seinen Ursprung im Norden der Region Provence-Alpes-Côte-d’Azu bei Tête de la Sestrière und mündet etwa 165 km südlich in die Durance. Auf seinem Weg färbt er sich von Smaragdgrün, in ein blassblaues Aquamarin oder ein leuchtendes Türkis. Letzteres hat er vor allem dem Kalkmassive der Haute-Provence zu verdanken, welches dem Fluss seinen Namen gab.
Vom Canyon aus durchfließt der Verdon auch den Stausee Lac de St. Croix. Die 2.200 Hektar große Wasserfläche und die durchschnittliche Temperatur von 24 Grad des im Jahr 1973 entstandenen Sees bietet Gelegenheit zu zahlreichem Wassersport an.
- Wildwasserschwimmen
- Kanu
- Kajak
- Rafting
Ein besonderes Highlight ist es vom Stausee aus direkt mit dem Kajak, dem Kanu oder auch dem Tretboot in die Schlucht zu fahren und so die beeindruckende Steinkulisse direkt vom türkisfarbenen Wasser aus zu erleben.
Ganz Mutige stürzen sich übrigens mit einem lauten Schrei direkt von einer hervorstehen Felskante ins Wasser. Das empfinde ich allerdings als zu gewagt und schauen ihnen lieber dabei zu wie sie sich todesmutig in das kalte Nass der Schlucht stürzen.
Aber nicht nur Wassersport bietet sich in der Verdonschlucht an. Auch folgende andere Sportarten versprechen im Grand Canyon du Verdon jede Menge Spaß und Nervenkitzel.
- Felsklettern
- Paragliding
- Drachenfliegen
- Bungee-Jumping (von der Artuby Brücke bei der Verdonschlucht)
Wandern im Grand Canyon de Verdon
Der Grand Canyon de Verdon ist außerdem ein Wanderparadies und hat einige Wanderwege im Angebot. Insgesamt gibt es über 900 unterschiedliche Pfade die bewandert werden können. Von leichten bis anspruchsvolles Strecken mit ein wenig Kletterspaß inklusive ist alles dabei. Deshalb ist es sinnvoll auf festes Schuhwerk zu achten oder sich vorab zu informieren, welcher Wanderweg für dich geeignet ist.
Der Wanderweg „Sentier de L’Imbut“ gilt übrigens als schönste durch die Schlucht. Für den Hin- und Rückweg solltest du etwas 6 Stunden einplanen und auch etwas Kondition mitbringen. Dafür wirst du mit einer tollen Aussicht und dem sogenannten Imbut belohnt. Dort verschwindet der Verdon in drei Stollen. Unterwegs ergeben sich außerdem mehrmals die Möglichkeit zum Baden.
Wildlife im Grand Canyon de Verdon
Die größte Überraschung und mein persönliches Highlight habe ich an einem Aussichtspunkt der Verdonschlucht erlebt. Am Aussichtspunkt „Bevédère de Trescaire bas“ an der D23 beobachte ich einen Fotografen, der sich kurz darauf als Deutsch-Franzose entpuppt, und seine Kamera immer wieder auf die Schlucht richtet.
Im ersten Moment denke ich, er will Kletterer fotografieren, kann aber keine entdecken. Also spreche ich ihn an und er erklärt mir, dass hier in der Gegend Kondore angesiedelt wurden und es inzwischen 70 der Tiere gibt. Das überrascht mich, denn eigentlich sind Kondore nur in Südamerika beheimatet.
Einen kleinen Moment später kreist ein riesiger Vogel genau über uns. Schnell wechsle ich an meiner Kamera das Weitwinkel gegen das Teleobjektiv aus. Danach heißt es warten. Immer wieder wird ein Vogel in einiger Distanz erspäht. Kurz darauf fliegt er eindrucksvoll direkt auf uns zu und zieht nur wenige Meter an uns vorbei. Damit habe ich mein persönliches Foto des Tages direkt festgehalten.
Hinweis: Als ich Anne meine Ausbeute später übersende stellt sie fest, dass es sich nicht um einen Kondor handelt, sondern vermutlich um einen Gänsegeier. Auch Franzosen dürfen sich mal irren.
Über die Autorin / Autoren
Bereits seit 20 Jahren ist Berlin meine Wahlheimat und ich liebe die abwechslungsreichen Facetten der Stadt. Regelmäßig zieht es mich zusammen mit meiner Kamera aber auch in die nahe Umgebung oder in die Ferne!
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