Etwa 500 Wasserfälle gibt es Deutschland. Davon sind alleine etwa 350 Wasserfälle in Bayern zu finden. Neun dieser Wasserfälle, unter ihnen der höchste Wasserfall in Deutschland, werden hier genauer vorgestellt, mitunter der eine oder andere Geheimtipp.
Inhaltsverzeichnis
- Röthbachfall im Nationalpark Berchtesgaden
- Landtalfall im Nationalpark Berchtesgaden
- Königsbachfall am Königssee
- Schrainbach Wasserfall am Königssee
- Kuhfluchtwasserfälle bei Garmisch-Partenkirchen
- Josefsthaler Wasserfälle beim Schliersee
- Weißbachfälle in den Chiemgauer Bergen
- Wasserfall Obernachkanal
- Kesselberg Wasserfall am Kochelsee
- Zusatztipp: Häselgehr Wasserfall in Österreich
Röthbachfall im Nationalpark Berchtesgaden
Der Röthbachfall ist mit einer Fallhöhe von 470 Metern Deutschlands höchster Wasserfall und befindet sich im Nationalpark Berchtesgaden nahe dem Obersee. Es ist vielleicht nicht der imposanteste Wasserfall, den du je gesehen hast, aber der Röthbach-Wasserfall zählt sogar zu den höchsten Wasserfällen der gesamten Alpen und darüber hinaus zu den höchsten in Europa.
Seinen Namen hat der Röthbachfall von der gleichnamigen Röthwand, an dem der Wasserfall in zwei Hauptstufen fast gerade hinunterfließt. Die Röthwand trennt das Talbecken, in dem der Königssee und Obersees liegt von der Röth, einer Hochfläche zwischen Steinernem Meer und Hagengebirge. Vom Steinernem Meer wird der Röthbachfall auch mit Wasser gespeist.
Wanderung zum Röthbachfall
Gut, ich gebe es zu. Ich habe etwas geflunkert, dass die hier genannten Wasserfälle in Bayern alle leicht zu erreichen sind. Zum Röthbachfall kommst du nämlich nicht ganz so einfach. Dazu bedarf es einer Bootsfahrt über den Königssee bis zu Station „Salet“. Von dort geht es weiter per Fuß am Obersee und der Fischunkelalm vorbei. Der Weg ist gut ausgeschildert, verlaufen kannst du dich nicht wirklich. Deutschland höchster Wasserfall ist während der etwa 3 km langen Wanderung fast immer gut zu sehen.
Es empfiehlt sich für die Wanderung rutschfeste Schuhe zu tragen. Der Weg um den Obersee herum ist zum einem ansteigend an einer steilen Felswand entlang und kann mitunter feuchtigkeitsbedingt glatt sein. Auch danach kann der Weg sehr matschig sein, immer abhängig davon ob viel Regen gefallen ist oder nicht.
Bei einer Wanderung an einem sonnigen Sommertag solltest du außerdem genug zum Trinken und auch Sonnencreme einpacken.
Landtalfall im Nationalpark Berchtesgaden
Wenn du bereits direkt vor dem Röthbachfall stehst, dann drehe dich einfach ein wenig nach links. Neben dem höchsten Wasserfall Deutschlands befindet sich nämlich mit dem Landtalfall direkt der zweithöchste Wasserfall Deutschlands.
Vielleicht ist es ebenfalls der hohen Fallhöhe geschuldet, aber auch der Landtalfall ist, wie sein großer Bruder der Röthbach-Wasserfall, wenig imposant aus der Ferne betrachtet. Das Wasser beider Fälle stammt aus dem Steinernen Meer, das vorrangig aus Schmelz- und Regenwasser besteht. Es ist also durchaus möglich, dass vor allem im Frühjahr nach der Schneeschmelze wesentlich mehr Wasser an der Röthwand hinunterfließt als im Sommer und die Wasserfälle dann eindrucksvoller erscheinen.
Auch wenn der Landtalfall etwas weiter nördlich liegt, ergießt er sich in dasselbe Becken wie der Röthbachfall. Das Wasser, welches im Almboden versickert, fließt unterirdisch in den Obersee.
Königsbachfall am Königssee
Mit etwa 200 m zählt der Königsbach-Wasserfall ebenfalls zu den höchsten Wasserfällen in Deutschland und reiht sich damit auch in meine 9 außergewöhnlichen Wasserfälle in Bayern ein.
Der Wasserfall liegt im Nationalpark Berchtesgaden und ist einer der vier faszinierenden Wasserfälle dort. An der steilen Ostwand vom Hagengebirge stürzt der Königsbach-Wasserfall in die Tiefe des Königssees.
Königsbachfall Unfälle
Das erste Mal Schlagzeilen machte der Wasserfall in 2018, als eine Frau am Königsbach-Wasserfall abstürzte. Sie und ihre Begleitung wollten zum oberen Ende des Wasserfalls klettern, um dort in den Gumpen (natürliches Wasserbecken) baden zu gehen.
In 2019 verunglückten zwei Männer als beide in den sogenannten „Natural Infinity Pool“ am Königsbach-Wasserfall badeten. Dabei überschätzen sie das stark durchspülte Becken durch das viele Schmelzwasser.
Immer wieder kam es bisher zu Unfällen rund um den Königsbach-Wasserfall. Durch das Posten von Bildern aus dem „Infinity Pools“ entstand ein weltweiter Instagram Hype, der immer mehr Besucher zu dem Wasserfall lockte. Um die Folgen wie zertretene Vegetation, illegale Feuerstellen und Müll des wertvollen Ortes im Schutzgebiet entgegen zu wirken, wurde der Bereich um den „Natural Infinity Pool“ am Königsbach-Wasserfall zum 1. Juli 2021 für Besucher weiträumig gesperrt.
Dabei gibt es einen weitaus ungefährlichen Weg um einen Blick auf den Königsbach-Wasserfall zu werfen – nämlich von einem der vielen Ausflugsboote aus.
Schrainbach Wasserfall am Königssee
Ein weiterer der schönsten Wasserfälle in Bayern befindet sich ebenfalls am Königsee im Nationalpark Berchtesgaden. An der Westseite gegenüber der Anlegestelle Salet am Ende des Sees liegt der etwa 80 Meter Schrainbach Wasserfall.
Einen wirklich hervorragenden Blick auf den gesamten Wasserfall hast du vom Schiff aus. Es gibt aber die Möglichkeit auf einer Wanderung zum Schrainbach Wasserfall zu gelangen. Dazu steigst du an der Schiffsanlegestelle „St. Bartholomä“ aus. Von dort kannst du die etwa 2,1 km lange Wanderung beginnen. Von der Anlegestelle bis zum Schrainbach Wasserfall brauchst du etwa 30 Minuten.
Kuhfluchtwasserfälle bei Garmisch-Partenkirchen
Der Name klingt ein wenig danach, als wenn eine Kuh vor einem Wasserfall geflüchtet wäre. Dabei haben die Kuhfluchtwasserfälle diesen witzigen Namen den Römern und dem Wort ab:confluctum zu verdanken. Das bedeutet nüchtern betrachtet nichts anderes, als dass dieser Bach mit der Loisach zusammenfließt.
Auf drei Kaskaden verteilt sich das 270 m hohe Gefälle der Kuhfluchtwasserfälle und ist damit einer der höchsten Wasserfälle Deutschlands. Pro Sekunde fließen dabei etwa 1500 Liter Wasser über den Felsen.
Vom Plateau zwischen Krottenkopf und Simetsberg entspringt das Wasser aus einer Karstquelle direkt aus der Felswand. Das Einzugsgebiet der Karstquelle ist etwa 5 km² groß. Dabei sammelt sich versickertes Regen- und Oberflächenwasser im Kalkgestein und tritt aus. Die Austrittsquelle der Kuhfluchtwasserfälle kannst du übrigens wirklich gut sehen, wenn du aus Richtung Partenkirchen kommst.
Wanderung zu den Kuhfluchtwasserfälle
Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten von wo aus du eine Wanderung zu den Kuhfluchtwasserfälle beginnst. Es gibt mehrere Parkmöglichkeiten für die Kuhfluchtwasserfälle, zum einen der Parkplatz Natur- und Erholungspark Kuhflucht (Google Maps) oder und und ein weiterer Parkplatz ist nahe dem Schwimmbad (Google Maps).
Ich habe meine Wanderung vom Schwimmbadparkplatz aus gemacht. Dort kannst du übrigens zwei Stunden kostenfrei parken. Diese Zeit solltest du mindestens für Wanderung hin und zurück einplanen.
Der Wanderweg führt dich anfangs durch den Walderlebnispfad, bei dem vor allem Kinder ihren Spaß haben werden. An verschiedenen Punkten lernen Besucher spielerisch etwas über die Natur und die Umgebung kennen.
Am Ende des Walderlebnispfades befindet sich das Kneippbecken Farchant. Das aus natürlichen Materialien angelegte Becken wird von kühlem Quellwasser gespeist, eingebettet in der wunderschönen Berglandschaft. Wenn du magst, kannst du sogar auf einer Holzliege entspannen.
Weiter führt dich der Wanderweg nun auf dem Königsweg, der stetig auf 100 Höhenmeter bergauf führt bis zum Wasserfall führt. Anfang Juli 1858 besuchte König Max II die Kuhflucht, daher auch der Name Königsweg.
Entlang des Weges kannst du bereits Ausläufer der Kuhfluchtfälle in Form kleiner Wasserfälle erahnen, die sich über wuchtige Felsen hinab gießen. Vom Kneipbecken bis zu einer Brücke an der unteren Kaskade der Kuhfluchtfälle sind es etwa 950 m.
Von der Brücke führt ein steiler Weg direkt am Wasserfall entlang. Der schmale Pfad kann mitunter klitschig sein, ich empfehle dir festes Schuhwerk. Steil bergauf führt dich der Weg zum Aussichtspunkt „Schöne Aussicht“, von wo du einen tollen Blick auf das obere Ende der Kuhfluchtfälle hast. Insgesamt absolvierst du bis dorthin etwa 330 Höhenmeter. Du entscheidest nun, ob du weiterwandern oder wieder umkehren möchtest, um zurück zum Ausgangspunkt deiner Wanderung zu gelangen.
Josefsthaler Wasserfälle beim Schliersee
Die Josefsthaler Wasserfälle nahe dem Schliersee in Josefsthal locken mittlerweile viele Besucher an. Zurecht – finde ich. Mitten im Wald gelegen fließen sanft die Wassermassen etwa 12 m tief in den Hachlbach. Ob im Frühjahr, Sommer, Herbst oder Winter, durch die wechselnden Umgebungsfarben der Natur erhält der Wasserfall immer wieder ein neues Aussehen.
Der Wasserfall ist einfach vom kleinen Ort Josefsthal zu erreichen. Insgesamt ist die kleine Wanderung nur etwa 1 km lang und dauert etwa 10 Minuten. Der Weg führt im Sommer an wunderschönen saftig-grünen Wiesen vorbei, geht schließlich in den Wald über und dann direkt am Hachlbach entlang bis zu den Josefsthaler Wasserfällen.
Parken Josefsthaler Wasserfälle
In Josefsthal gibt es keine Parkmöglichkeiten. Da sich während der Corona Pandemie die Wasserfälle zu einem beliebten Ausflugsziel entwickelt haben, wurde der kleine Ort fast täglich komplett zugeparkt. Anwohner konnten ihr Grundstück nicht mehr mit dem eigenen Auto zu verlassen. Inzwischen stehen überall im Ort entlang der Straße Parkverbotsschilder.
Du kannst aber beim Café-Wirtshaus Brunnhof (Google Maps) dein Auto in Absprache mit dem Wirt und gegen eine Gebühr (10 Euro) abstellen. Es lohnt sich nach dem Besuch beim Wasserfall eine Brotzeit einzulegen oder einen leckeren Windbeutel beim Café-Wirtshaus Brunnhof zu genießen. Die Parkgebühren werden dabei bei der Rechnung gutgeschrieben.
Weißbachfälle in den Chiemgauer Bergen
Einen weiteren Wasserfall solltest du ebenfalls nicht verpassen, wenn du im südlichen Bayern unterwegs bist. Nur etwa 4 km südlich von Inzell an der B 305 befindet sich der Weißbachwasserfall in den Chiemgauer Bergen.
Die Entdeckung war reiner Zufall, denn auf dem Parkplatz direkt am Weißbachwasserfall (Google Maps) wollte ich eigentlich nur eine kleine Pause machen. Ein Hinweisschild am Parkplatz verweist allerdings nur auf den Gletschergarten, wo sich ein Stück Gletscheruntergrund des eiszeitlichen Saalach-Gletschers befindet. Dass sich in der gegenüberliegenden Weißbachschlucht der 10 m hohe gleichnamige Wasserfall zu finden ist, wird verschwiegen.
Dabei ist der Weißbachwasserfall ein wirklich eindrucksvoller Wasserfall. Zum unteren Ende führen angelegte Treppen hinab, von denen du immer wieder einen tollen Blick auf den Wasserfall hast.
Wasserfall Obernachkanal
Nahe dem Walchensee direkt an der Bundesstraße 11 gelegen, befindet sich am Oberkanal ein Wasserfall, der nicht einmal einen Namen trägt. Er ist einfach nur der Wasserfall Obernachkanal (Google Maps). Für mich ist es völlig unverständlich, warum dieser schöne Wasserfall noch keinen klangvollen Namen besitzt.
Umgeben von Laub- und Nadelbäumen tost der Wasserfall mit einer Fallhöhe von vielleicht 10 Metern auf einem Höhensprung des Oberkanals den Felsen hinab. Dabei ergießt sich das Wasser in den breiter laufenden Kanal und besticht vor allem durch die türkise Wasserfärbung unterhalb des Wasserfalls. Das hat in mir wieder etwas Karibisches Flair hervorgerufen, genau wie ich es auch am Eibsee hatte.
Der Wasserfall ist wirklich einfach zurreichen. Direkt an der Straße befindet sich ein Parkplatz (Google Maps), von dem es nur etwa 5 Minuten zu Fuß sind.
Kesselberg Wasserfall am Kochelsee
Zugegeben die Kesselberg-Wasserfälle zählen nicht zu den imposantesten Wasserfällen in Bayern. Der etwas versteckte Wasserfall, der oberhalb des Kochelsees liegt, ist dennoch einen Besuch wert. Direkt an der Kesselbergstraße gelegen, die vom Walchensee zum Kochelsee führt, ist der Wasserfall von einem Parkplatz (Google Maps) wirklich einfach zu erreichen.
Umgeben von dichtem Wald stürzen die Kesselberg-Wasserfälle vom Kesselbergjoch über mehrere Kaskaden hinunter. Daneben befindet sich ein kleiner Wanderpfad, der direkt am Wasserfall bis zum unteren Ende entlangführt. Nach starken Regenfällen kann dieser allerdings recht rutschig sein.
Die Wassermenge die der Kesselberg Wasserfall mit sich führt richtet sich ebenfalls nach der Niederschlagsmenge eines jeweiligen Monats.
Zusatztipp: Häselgehr Wasserfall in Österreich
Und weil Wasserfälle einfach immer etwas magisch Anziehendes haben, gibt es noch einen Extra Wasserfalltipp. Zugegebenen dieser Wasserfall liegt nicht in Deutschland. Aber solltest du in der Gegend rund um Garmisch-Partenkirchen unterwegs sein, solltest du einen kleinen Abstecher über die Grenze nach Österreich machen.
Nur etwa 6,4 km hinter der Grenze liegt direkt an der 187 zwischen Ehrwald und Lermoos der Häselgehr Wasserfall. Mich wundert, dass dieser wirklich wunderschöne Wasserfall noch so unbekannt ist. Deshalb ist er mein absoluter Geheimtipp.
Ein Hinweisschild zum Häselgehr Wasserfall gibt es nicht. Am Straßenrand auf der rechten Seite in Fahrtrichtung gibt es nur einen kleinen Parkplatz (Google Maps). Nach der Überquerung einer Brücke einfach nach rechts abbiegen und nach etwa 200 m bist du schon am Wasserfall.
Die Fallhöhe vom Häselgehr Wasserfall liegt bei insgesamt 60 m. Dabei fließt das Wasser vor einer kahlen Felswand hinab, umgeben von grüner Natur. Die Quelle des Wasserfalls liegt oberhalb in den Bergen, in denen die höchsten Gipfel bis zu 2.342 m emporragen.
Das Wasser ergießt sich in ein Becken, von wo es weiter in die Loisach fließt. Wie viel Wasser sich im Becken befindet, richtet sich nach der Jahreszeit. Speziell nach Schneeschmelze ist der Häselgehr besonders eindrucksvoll.
Wer etwas Klettergeschick aufweist, kann auch hinter den Wasserfall gehen.
Über die Autorin / Autoren
Bereits seit 20 Jahren ist Berlin meine Wahlheimat und ich liebe die abwechslungsreichen Facetten der Stadt. Regelmäßig zieht es mich zusammen mit meiner Kamera aber auch in die nahe Umgebung oder in die Ferne!
Liebe Anja, ein Tip – vielleicht warst du dort noch nicht – sind die sehr imposanten Wasserfälle in der Wolfsschlucht über Fischbach (Gemeinde Flintsbach am Inn).
Liebe Grüße, Susanne
Danke für den Tipp. Dort war ich tatsächlich noch nicht.